geb. 6. September 1851 in Hildesheim
gest. 14. Oktober 1930 in Hildesheim
Wilhelm Pelizaeus wurde am 6. September 1851 als Sohn von Dr. jur. Clemens Pelizaeus und dessen Ehefrau Emilie, geb. Schwarz, in Hildesheim geboren. Nach dem Besuch des Josephinums absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Braunschweig.
Am 23. April 1869 reiste er nach Ägypten und trat dort in die Firma seines Onkels in Alexandria ein. 1878 übernahm er die Zweigstelle einer englischen Firma in Kairo, und machte sich selbstständig. Als Kaufmann in Kairo entwickelte er starkes Interesse an der Geschichte Ägyptens und der Pharaonen und erwarb erste antike Kunstgegenstände. 1885 schenkte Pelizaeus dem Senator Hermann Roemer für das „Ägyptische Zimmer“ in dem von ihm gegründeten Museum die Mumie des Anch-hapi und erwarb im Auftrag Roemers die Mumie des Penju. Pelizaeus´ beruflicher Erfolg in Ägypten ermöglichte es ihm, dem Museum in Hildesheim weitere von ihm erworbene Kunstgegenstände zu schenken. Neben den Schenkungen an das Museum unterstützte Pelizaeus auch wohltätige Einrichtungen in Ägypten, vor allem die vom Orden der Borromäerinnen gegründete Schule in Kairo und das Altersheim „Kaiser-Wilhelm-Greisenasyl” in Alexandria, das heute „Pelizaeus-Heim" heißt.
In den Folgejahren erfuhr Pelizaeus´ private Antikensammlung bedeutende Zuwächse. 1907 entschloss sich Wilhelm Pelizaeus seine Sammlung der Stadt Hildesheim unter bestimmten Auflagen zu schenken. Nachdem die Stadt das Gebäude des ehemaligen Lutherischen Waisenhauses am Steine für die Unterbringung des Museums erworben hatte, erfolgte 1909 der Transport der wertvollen Sammlung nach Hildesheim. Pelizaeus beteiligte sich an der Gestaltung des Museums, das unter Leitung Otto Rubensohn stand. Am 29. Juli 1911 wurde das Pelizaeus-Museum eröffnet, das schon damals als eine der bedeutendsten Sammlungen außerhalb Ägyptens galt. Am 20. November 1911 ernannte der Rat Wilhelm Pelizaeus zum Ehrenbürger der Stadt Hildesheim.
Ab 1912 übernahm er einen wesentlichen Teil der Finanzierung weiterer Grabungen in Giza, bei denen am 19. März 1912 die Statue des Hem-iunu gefunden wurde. Die Statue wurde im Mai 1912 nach Hildesheim gebracht.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 befand sich Pelizaeus in Europa. Er wurde von der britischen Regierung aus Ägypten ausgewiesen, sein gesamtes Vermögen wurde beschlagnahmt und versteigert. Pelizaeus lebte danach in Hildesheim und förderte mit den verbliebenen Finanzmitteln weiter das Museum. 1921 verlieh ihm die Universität Göttingen für seine Verdienste um die wissenschaftliche Erforschung Ägyptens die Ehrendoktorwürde. Nach Regelung der internationalen Reparationsforderungen an das Deutsche Reich wurde Pelizaeus zu einem kleinen Teil entschädigt. 1929 stellte er daraufhin Geld zum Ausbau des Museums zur Verfügung.
Am 14. Oktober 1930 starb Wilhelm Pelizaeus nach kurzer Krankheit in Hildesheim.