Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal befand sich am nördlichen Ende der Sedanstraße, anliegend an der Goslarschen Straße. Noch heute befindet sich der Sockel des ehemaligen Kaiser-Denkmals an dieser Stelle, jedoch wurde dieser 1955 zum Mahnmal des stillen Gedenkens umgestaltet.
Das Denkmal zeigte „Kaiser [Wilhelm I. (1797-1888)], dekoriert mit schwarzem Adlerorden und weiteren Ehrenzeichen, [sitzend] in Garde du Corps-Uniform, mit offenem ,Hohenzollernmantel‘ und lorbeerbekränztem Adlerhelm bekleidet, auf einem verharrendem Pferd. Din linke Hand am Zügel, hält der Kaiser mit der Rechten seinen Marschallstab. Rechts von Wilhelm I. steht in bewegter Haltung die kräftige Gestalt der Germania in, germanischer‘ Rüstung und bekränztem Haupt. Mit der rechten Hand umfasst sie den Griff eines Schwertes, das rechts von ihr auf der Plinthe beruht. Ihre Linke hebt die Kaiserkrone empor. Das Pferd des Kaisers, unter dessen Leib sich der […] Drache windet, hat wie prüfend den Kopf dem Ungeheuer zugeneigt, auf dessen Kopf die Germania ihren linken, vorgestellten Fuß gesetzt hält. In den Längsseiten des mehrteiligen, aus bossiert belassenen Quadern gearbeiteten Sockels ist jeweils ein längsrechteckiges Bronzerelief eingelassen. Dargestellt ist auf dem einen Relief der im Kyffhäuser schlafende Kaiser Barbarossa, der von einem bedeutungsvoll nach oben weisenden Knaben geweckt wird. Das andere Relief zeigt germanische Krieger, die ihrem Anführer Arminius eroberte römische Kriegsbeute [der Hildesheimer Silberfund] überbringen. In die vordere Schmalseite des Sockels ist unter der massiven Deckplatte eine Granitplatte eingelassen, deren Inschrift, Dem Neubegründer des Deutschen Reiches‘ den Grund der Stiftung nennt. Auf der Rückseite ist das Wappen der Stadt […] angebracht.“ (Kuhn 1994, S. 243)
Im Mai 1898 wurde – zurückzuführen auf einen Beschluss des Magistraten von Hildesheim vom März 1897 – ein Wettbewerb für ein Denkmal zu Ehren des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm I. ausgeschrieben. Die Ausschreibung und die Bewertung der eingereichten Vorschläge erfolgte durch das Denkmalkomitee unter der Leitung von Infanteriegeneral z. D. Freiherr von Rössing und später durch Präsident von Philipsborn. Bei dem Wettbewerb konnte sich schließlich, in zweiter Runde, der Berliner Bildhauer Otto Lessing (1846-1912) mit seinem zweiten Entwurf gegen seine Konkurrenten Fritz Heinemann, Karl Steffens und Christian Friedrich Julius Geiling durchsetzen. Lessings Teilnahme an dem Wettbewerb war insofern umstritten, da er zunächst noch als Wertungsjuror berufen war. Ferner verdeutlichte sein Fall, wie unzureichend Regeln und Verfahrensweisen bei solchen Denkmalskonkurrenzen (Wettbewerbe) waren.
Der Bronzeguss wurde nach Lessings Modell von der Aktiengesellschaft H. Gladenbeck & Sohn hergestellt, den Sockel aus schwedischem Granit errichtete die Firma Gebr. Küsthardt. Das Denkmal wurde schließlich, nach einer Terminverschiebung, am 31.10.1900 im Zuge eines feierlichen Aktes, dem sowohl das Kaiserpaar als auch die Kaiserwitwe beiwohnten, enthüllt.
1943 wurde die Bronzestatur vom Sockel demontiert und zur Herstellung kriegswichtiger Güter eingeschmolzen.
Auf Anregung des Verbandes der Heimkehrer wurde der Sockel dann 1955 zum Mahnmal des stillen Gedenkens umgestaltet. Der Goldschmiedemeister Carl van Dornick fertigte dabei die neuen Kupferplatten, die heute das Mahnmal schmücken. Die Kupferplatten zeigen eine Mutter, eine Frau und einen Soldaten, welche als Sinnbild für Heimkehr stehen. Außerdem wurden die folgenden Inschriften an das Mahnmal angebracht: „Wir mahnen“, „Memento“ und „Misericordia“.
Das Mahnmal soll an die Sinnlosigkeit des Krieges erinnern und seiner Opfer gedenken, besonders den 1.816 Hildesheimern, die auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs ihr Leben ließen.
Text: Konstantin Rabe
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in der Sedanstraße vor der Demontage© Stadtarchiv Hildesheim
Foto: Stadtarchiv Hildesheim Best. 953 Nr. 168
Literatur und Quellen