Die Hildesheimer Altstadt konnte zunächst ihren Status als nahezu autonome Stadtrepublik unangefochten behaupten. Besonderes äußeres Kennzeichen dieses Zustands ist das 1528 von Kaiser Karl V. auf Bestreben des Bürgermeisters Hans Wildefuer (1526-1541) verliehene neue Hildesheimer Stadtwappen.
Reformation in Hildesheim
Die strikte kaisertreue und dem alten Glauben zugewandte Politik Bürgermeister Wildefuers verhinderte zunächst die Einführung der Reformation in Hildesheim. Erst 1542 – und damit mehr als zehn Jahre nach den benachbarten größeren Städten – wurden Alt- und Neustadt mehrheitlich evangelisch. 1544 lag eine gedruckte "Christlike Kerckenordeninge" vor.
1553 konnte zwar mit dem Bischof ein "Hildesheimer Religionsfriede" geschlossen werden, dennoch ergaben sich in der Folgezeit zunehmend konfessionelle Spannungen, zu denen finanzielle Streitigkeiten mit dem Bischof, dem Reichskreis und dem Reich hinzukamen.
Unionsvertrag zwischen Alt- und Neustadt
Alt- und Neustadt Hildesheim erlebten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Blüte. Äußeres Zeichen waren die wachsende Zahl der Zünfte und eine rege Bautätigkeit.
Nach jahrhundertelanger Konkurrenz zwischen den beiden Gemeinwesen schlossen sich Alt- und Neustadt 1583 zu einer Union zusammen, in der allerdings ganz eindeutig die Altstadt das Übergewicht hatte. Der Hanse gehörte Hildesheim zwar bis zum letzten Hansetag 1669 an, doch war sie im 16. und 17. Jahrhundert kein besonders aktives Mitglied.
Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg
Der Hildesheimer Bischof betrieb im städtischen Umland in den Jahrzehnten um 1600 erfolgreich die Rekatholisierung. Das Gleichgewicht zwischen Stadt und Stift geriet jedoch erst im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges aus dem Lot. Mehrfache Belagerungen und Besetzungen (durch ligistische Truppen 1628 unter Tilly und 1632 unter Pappenheim, 1634 durch braunschweigisch-lüneburgische Unionstruppen), verbunden jeweils mit hohen Zahlungen und Einquartierungen forderten unter der Bevölkerung ihren Tribut und ruinierten deren wirtschaftliche Prosperität - von 1635 bis 1641 diente Hildesheim gar als welfische Residenz.
Verlust der autonomen Stellung
Zum wirtschaftlichen Niedergang der Stadt kamen Auseinandersetzungen mit dem Bischof um landesherrliche Hoheitsrechte (Judenschutzrecht, Münzrecht, Ratsgerichtsbarkeit, Stadtzoll und Besatzungsrecht) und um dessen erneute Rekatholisierungspolitik sowie innerstädtische Streitigkeiten um die Stadtverfassung, die erst 1703 unter dem Druck der Welfen beendet wurden.
Die Stadt hatte ihre ehemals autonome Stellung verloren und musste 1711 sogar eine hannoversche Garnison aufnehmen. Damit einher gingen schon im 17. Jahrhundert einsetzende Modernisierungen der Befestigungsanlagen. Als Hildesheim 1802/1803 preußisch wurde, war es mit der Stadtfreiheit endgültig vorbei.
Älteste noch erscheinende Tageszeitung Deutschlands
Sehr früh, bereits im Jahr 1617, lässt sich eine erste Zeitung in Hildesheim nachweisen. Die Tradition der heute ältesten noch erscheinenden Tageszeitung Deutschlands, der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung", wurde aber erst 1705 durch den "Hildesheimer Relations-Courier" begründet.
Michael Schütz (2006)