geb. 13. Mai 1880 in Hildesheim
gest. 25. Oktober 1925 in Berlin
Elise Johanne Dorette Bicker wurde am 13. Mai 1880 in Hildesheim als Tochter eines Arbeiterehepaares geboren. Aufgrund der beruflichen Tätigkeiten ihrer Familie wurde sie früh auf das Handarbeitshandwerk geprägt. Mit sechs Jahren besuchte Elise die evangelische Volksschule am Paradeplatz, dem jetzigen Hindenburgplatz, da ihr Vater sie aus finanziellen Gründen nicht an eine Privatschule schicken konnte.
Von 1894 bis 1898 lernte Elise das Handwerk der Stickerin, war jedoch bis zu ihrer Heirat mit dem Arbeiter Heinrich Friedrich Bartels (1901) als Fabrikarbeiterin tätig. Das junge Ehepaar zog gemeinsam in die Wiesenstraße 3. Von nun an bezeichnete sie ihre Haupttätigkeit als Hausfrau, 1902 wurde das erste Kind geboren. Die generelle Haushaltslage im Hause Bartels ist als schwierig zu bezeichnen, da die saisonale Arbeitslosigkeit des Bauarbeiters Bartels zu finanziellen Engpässen führte.
Als 1908 beschlossen wurde, dass auch Frauen in Parteien aktiv sein durften, trat Elise sogleich der SPD bei, da sie dort ihre Chance zur praktischen Mitarbeit sah. 1915 folgte der Eintritt in die freien Gewerkschaften. Sie beteiligte sich mit der Zeit in der Jugendarbeit und war während des ersten Weltkriegs in der Fürsorge tätig. 1920 gründete sie die Arbeiterwohlfahrt und war bis 1922 deren erste Vorsitzende.
Die Aktivitäten dieser Mitgliedschaften nahmen viel Zeit in Anspruch und waren ihr „erster, konsequent durchgehaltener Ausbruch aus […] dem Bezogensein auf die Gemeinschaft mit ihrem Mann“ (Joachim Raffert, Elise Bartels, die Hildesheimerin im Deutschen Reichstag – Arbeiterin, Hausfrau, Abgeordnete, in: Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 67, 1995, S. 211-256, hier S. 222).
In der SPD übernahm sie zunehmend Funktionen im Unterbezirk und Bezirk der Stadt und wurde 1919 in das Bürgervorsteherkollegium (heute: Stadtrat) gewählt. Neben ihrer konzentrierten Arbeit im Rathaus wollte sie sich besonders für die Frauen und ihre Rechte einsetzen, um die Emanzipation der Frau voranzutreiben. Sie nahm bereits an der ersten Frauenkonferenz teil. Besonders bei den Wahlkämpfen der Jahre 1920 bis 1924 legte sie Wert auf die Frauenagitation und versuchte Frauen für die Ziele der Arbeiterbewegung zu gewinnen.
Am 1. April 1919 erschien erstmals das „Hildesheimer Volksblatt“, bei dessen Gründung und Selbstständigkeit sie beteiligt war. Einige Monate später gehörten der Zeitung eine eigene Druckerei und Buchhandlung. Ziel Bartels’ war es, das Bildungsniveau in Zeitungen und der Gesellschaft zu erhöhen.
1922 wurde Elise Bartels als Nachrückerin und erste Frau Hildesheims Mitglied im Deutschen Reichstag. Dort sollte sie sich unter anderem um die Umsetzung der Forderungen der Arbeiterwohlfahrts-Konferenz kümmern. Diese umfassten beispielsweise die Vorbereitung eines Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes, den Schutz von unehelichen Kindern im Sinne der Verfassung und die Schaffung eines einheitlichen Reichswohlfahrtsgesetzes.
Während Elise Bartels’ Karriere waren Krankheiten stetig präsent. Am 25. Oktober 1925 starb sie – erst 45 Jahre alt – in Berlin an einer Embolie. Die Resonanz der Öffentlichkeit auf ihren Tod war außergewöhnlich hoch. Die Bestattung geriet zu einem kleinen Volksmarsch, bei dem ihr zu Ehren vom Arbeitergesangsverein das Lied „Gleichheit“ gesungen wurde.
Eine Straße in Itzum trägt seit 25. September 1995 ihren Namen, ebenso seit 13. Mai 2007 der AWO-Kindergarten in der Wiesenstraße.